Eröffnung und Katalogpräsentation:
Montag, 16. Juni, 19.00 Uhr
Einleitende Worte: Gilles Mora und Ruth Horak
Werkstattgespräch mit Michael Mauracher:
Mittwoch, 16. Juli, 19.00 Uhr
Sponsored by: BKA Kunst; MA7-Kultur; Cyberlab
Kooperationspartner: Österreichische Fotogalerie am MdM Salzburg
WERKSCHAU XIX ist die Fortsetzung der seit 19 Jahren jährlich stattfindenden Ausstellungsreihe der FOTOGALERIE WIEN, in der zeitgenössische KünstlerInnen präsentiert werden, die wesentlich zur Entwicklung der künstlerischen Fotografie und neuen Medien in Österreich beigetragen haben. Gezeigt wurde bisher ein Querschnitt durch das Schaffen von Jana Wisniewski, Manfred Willmann, VALIE EXPORT, Leo Kandl, Elfriede Mejchar, Heinz Cibulka, Renate Bertlmann, Josef Wais, Horáková + Maurer, Gottfried Bechtold, Friedl Kubelka, Branko Lenart, INTAKT – Die Pionierinnen (Renate Bertlmann, Moucle Blackout, Linda Christanell, Lotte Hendrich-Hassmann, Karin Mack, Margot Pilz, Jana Wisniewski), Inge Dick, Lisl Ponger, Hans Kupelwieser, Robert Zahornicky und Ingeborg Strobl.
Für die diesjährige Werkschau konnte die FOTOGALERIE WIEN Michael Mauracher gewinnen. Der 1954 in Klagenfurt geborene, in Salzburg aufgewachsene und hier lebende Künstler, Mitbegründer der Galerie Fotohof, Senior Lecturer an der Universität Mozarteum Salzburg und Honorarprofessor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig zeigt einen umfassenden Querschnitt durch sein Werk von den späten 1970er-Jahren bis heute. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog und die Werkschau-Fotoedition Nr. 13. Der Fokus der Werkschau liegt auf dem Verhältnis von Film und Foto – der Titel bezieht sich auf die gleichnamige Werkbund-Ausstellung von 1929, in erster Linie wegen seiner lapidaren denotativen Nennung zweier Medien, die das 20. Jahrhundert geprägt haben – und auf dem autobiografischen Aspekt im Werk von Michael Mauracher sowie auf dessen medienreflexiven Untersuchungen.
Der Künstler verwendet Film dort, wo Fotografie als Medium der unbewegten Bilder ohne Ton an ihre Grenzen stößt – Zeit muss angehalten, Bewegung repräsentiert und Akustik imaginiert werden. Entsprechend reizvoll sind für Mauracher Motive, die jene Punkte betreffen: ein kontinuierlicher Fluss an Bildern wie in einer Kamerafahrt entlang einer Greyhound-Route durch die USA, ein Motiv wie eine im starren Bildausschnitt gefangene Flagge, die sich durch ihre kontinuierliche Bewegung nicht zum „Idealbild“ fassen lässt, und eine Filmeinstellung, wie die eines roten Kofferplattenspielers, dessen Bewegung vom Sound, von Paul Simons Hymne an Kodachrome, den legendären, 2005 eingestellten Farbfilm von Kodak, getragen wird. Die selten gezeigten Super 8-Kurzfilme und Videos begleiten das fotografische Werk seit 1982. Kamerafahrten in Realtime, Einstellungen mit unverrückbarem Ausschnitt oder das Zusammenfallen von Motiv und Bild sind wiederkehrende Stilmittel. Auch an den Bezug zur Fotografie wird immer wieder erinnert: Wenn Mauracher auf der Aussichtsplattform des Empire State Buildings jene Fotografen beobachtet, die vergeblich versuchen, das nächtliche New York mit Blitzlicht zu fotografieren, macht er eines klar: „Jeder Blitz steht für ein gescheitertes Bild“. Seitdem Blitze in Kameras eingebaut sind, versprechen diese mehr Bildwelten, aber nur in einem Radius von drei Metern.
Der autobiografische Aspekt in Maurachers Werk, die Erforschung und Archivierung seiner eigenen Familiengeschichte, findet sich in seinem Buch „Talwärts“ (1993) und in einer weiteren Verknüpfung mit Welt- und Fotogeschichte in seinem Künstlerbuch „Und ein fremdes Mädchen“ (2007). Ein Charakteristikum zahlreicher Arbeiten von Mauracher ist das In-Beziehung-Setzen von alten und neuen, persönlichen und kollektiven Bildern. Dabei bleibt der Künstler bewusst sachlich distanziert, nicht an Narration, sondern vielmehr an einem Kommentar zur Fotografie selbst interessiert. In Portrait of a Man, einer Porträtstudie eines anonymen Mannes über mehr als drei Jahrzehnte, wird die Repräsentationsfähigkeit bzw. Aussagekraft des fotografischen Bildes kritisch hinterfragt – eine von vielen medienreflexiven Untersuchungen im Werk des Künstlers.
(textliche Betreuung: Ruth Horak)