Eröffnung: Montag, 23.4.2003, 19:00 Uhr
Werkstattgespräch mit Musik: Dienstag, 29. Juli, 18.00 Uhr. Führung durch die Ausstellung und Gespräch mit Josef Wais. Texte und Töne von Josef Wais.
WERKSCHAU VIII ist die Fortsetzung der seit acht Jahren jährlich stattfindenden Ausstellungsreihe der FOTOGALERIE WIEN, welche zeitgenössische KünstlerInnen präsentiert, die wesentlich zur Entwicklung der künstlerischen Fotografie und neuen Medien in Österreich beigetragen haben. Gezeigt wurde bisher ein Querschnitt durch das Schaffen von Jana Wisniewski, Manfred Willmann, VALIE EXPORT, Leo Kandl, Elfriede Mejchar, Heinz Cibulka und Renate Bertlmann. Für die WERKSCHAU VIII wurde der Künstler Josef Wais eingeladen.
Josef Wais ist, abgesehen von seinem umfangreichen, fotografisch-innovativen Oeuvre, seiner Vielfältigkeit künstlerischer Ausdrucksformen (Fotografie, Malerei, Zeichnung, Literatur, Objekte, Kompositionen und Design) eine der schillerndsten Figuren innerhalb der österreichischen Fotoszene.
1981 gründete er die FOTOGALERIE WIEN; 1991 organisierte er das Symposion „Eastern Academy“ (Workshops und Vorträge ungarischer und tschechischer FotokünstlerInnen) und regte damit zum Gedankenaustausch zwischen Ost und West an. In Folge initiierte er die Gründung der KünstlerInnengruppe Ostwind. In zahlreichen von ihm gestalteten Workshops unterstützte und animierte er junge KünstlerInnen zur Weiterarbeit und zur Präzisierung ihres Tuns.
Erstmals wird nun in der FOTOGALERIE WIEN eine Retrospektive von Josef Wais fotografischen Arbeiten zu sehen sein. Im Folgenden: Josef Wais über sich selbst, seine Arbeitsweise, seinen Blick auf Fotografie und den Umgang mit diesem Medium: „ … Ich arbeite mit verschiedenen Medien: Text, Design, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Fotografie. Meine Umgangsweise mit Fotografie ist vielfältig und komplex. Nicht die Abbildungsmöglichkeiten, sondern die Um-, und Neubildungsmöglichkeiten stehen im Vordergrund. Das in der Realität Vorgegebene dient lediglich als Baustein für eine visuelle Kombinatorik …“ „ …In fast allen Fällen geht es im engeren oder weiteren Sinn um Politisches und nicht um die Mimesis.„
Josef Wais, Beschreibung meiner Arbeitsweise (Auszug), Wien 2001: „ … Gesellschaftspolitisch ist das Verhältnis des Betrachters zum Bilderzeuger (und seines oft genug zum Bildanwender) ein unmündiges und daher ein nur auf den Ersteren einwirkendes. Die Flut der belanglosen Bilder (Plakate, Illustrierte, Werbeprospekte …) übt einen Terror aus, der gerade in seiner Stetigkeit eine starke Wirksamkeit im Erzeugen einer Schein-, Wunderwelt besitzt – und der einfältige Mensch bemüht sich vergeblich, sich in dieses, ihm raffiniert suggerierte Paradies mittels immer größerer Konsumanstrengungen einzukaufen …“ (aus dem Editoral in der Zeitschrift BILDER THEORIE, FOTOGALERIE WIEN (Hrsg.), Heft 1/ 1986)
„… Jetzt scheint die Zeit gekommen zu sein, wo sich die Fotografie auch der letzten Fesseln entledigen kann – frei sein kann von der Last des Beweises, frei davon, die Welt wirklichkeitstreu widerzuspiegeln und frei davon, eine Natürlichkeit vorzustellen, wo sie doch immer nur einer Künstlichkeit entspringen konnte. Einer Künstlichkeit, die Lüge sein kann, was den Umgang mit dem Sujet betrifft, aber Wahrheit, was die Botschaft und Wirklichkeit und die materielle Existenz des Negativs bzw. des Positivs betrifft …“ (Auszug aus einem Vortrag, gehalten am 1. österreichischen Fototag, Linz 1986)
„ … In einem Foto sind auf einem unscheinbaren Blatt Papier alle Faktoren festgeschrieben, die zur Herstellung eben dieses Fotos notwendig waren: die Gegenstände; das Licht, das durch den Raum strömt, sich an diesen Gegenständen bricht; die reflektierten Strahlen, die Gegenstände erst sichtbar machen, um dann, durch das Objektiv der Kamera gebündelt, auf einem kleinen Stück Film festgehalten zu werden. Es könnte gesagt werden, daß das Kameraauge immer in das Unendliche blickt und versucht, das nicht Fass- und Beschreibbare einzufangen …“ „Hier ist der Punkt, wo KünstlerInnen gefordert sind, mit der Kraft ihres Vermögens Konstrukte inhaltlich und ästhetisch aufzuladen. Sie sind imstande, die Defizite auszugleichen und mit ihrem Werk das Rätselneu zu stellen …“ (aus dem Vorwort im Katalog INSTALLATIONEN – ARBEITEN IM RAUM, FOTOGALERIE WIEN (Hg.), Fotobuch Nr. 14 / 1994).
„… er versuchte seinen Blick zu verändern und er lernte mit vielen Augen sehen: Er sah in sich hinein, in seine Erinnerung, auf in der Vergangenheit Erlebtes, ob es nun genau erkennbar war oder nur mehr in Fragmenten aufblitzte. Dieser Blick aber war nicht mehr exakt auf den Punkt gerichtet, sondern er sah am Gegenstand vorbei, sah sich das daneben Liegende an, er ließ ihn schweifen und flanieren, er blinzelte so lange, bis ihm alles unscharf vorAugen stand …“ (Josef Wais, Textauszug: Epilog im Katalogheft zur Arbeit Flugsand, Wien 1986).
„Ich betreibe in meiner künstlerischen Arbeit alle Arten von Fotografie und versuche, mir die unterschiedlichsten Auffassungen über diese gleichwertig anzueignen“, so beschrieb Josef Wais einmal sein Selbstverständnis als Künstler gegenüber dem Medium Fotografie, das seit Anfang der 1970er-Jahre zu einem integralen Bestandteil seines künstlerischen Schaffens geworden ist. Thematisch lassen sich in seiner Arbeit drei konstante Momente herausfiltern: das Autobiographische, das Urbane und in Verbindung damit die politische Ebene eigener Identität.
(textliche Betreuung: Carl Aigner)