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Ausstellungen Werkschau

WERKSCHAU II – MANFRED WILLMANN

Arbeiten 1971–1996

5. Feber 1997 – 1. März 1997

Manfred Willmann (AT)

Kataloge |

Im zweiten Jahr der WERKSCHAU-Reihe, welche zeitgenössische KünstlerInnen präsentiert, die wesentlich zur Entwicklung der künstlerischen Fotografie und neuen Medien in Österreich beigetragen haben, gab Manfred Willmann – nach Jana Wisniewski – einen Einblick in sein Schaffen.

 ... Der Kleiderbügel könnte auch die Liebe sein
die Glocken könnten auch die Blumen sein
die Hose könnte ein Stuhl sein
die Stiefel könnten durch Scheiße ersetzt werden.

Mein Thema ist der Mensch und sein Leben, die Natur. Manchmal arbeite ich an allem gleichzeitig, manchmal an einem Thema genauer: um der physischen Existenz besonders nahe zu kommen. Der Bezug zur Natur kann nicht drastisch genug sein, um ihre Empfindlichkeit (Vergänglichkeit) zu zeigen. Auch ich muss mich vor meiner Verletzlichkeit schützen.
Jede Zeit kennt ihre Grenzen des Sagbaren. Um die Grenze des Sagbaren zu erreichen, muss man die Absicht haben, es zu tun. Um den Schmerz und das Glück dieser Welt vor Augen und im Herzen zu haben, um es sagen zu können, um Gefühle für die Dinge zu entwickeln, um sie kontrolliert und präzise auszudrücken. Ich muss immer noch die Kontrolle verlieren; über die Bilder hinauskommen, die im Moment schon akzeptiert sind. Ich muss der Zeit voraus sein. Dinge zeigen, die vielleicht noch schöner und noch hässlicher sind.
Über die Dinge sprechen, die das Leben wirklich ausmachen: das Wachsen, das Blühen, die Früchte, die Kälte, die Liebe; das Töten und das Getötetwerden; sich selbst töten können; überall hinschauen können. Und nur um „ja keine langweiligen Geschichten von glorreichen Tagen“ zu erzählen.
Mein Leben ist das eines Beobachters der Oberfläche des Ephemeren. Wenn es an der Oberfläche etwas zu sehen gibt, ist das für mich genug. Das Blau des Himmels, der schmutzige Schnee im Winter, die Tränen auf einer Wange. Ich möchte auf meine Weise etwas sagen. Der Himmel, der Winter, die Tränen sind Beispiele dafür, dass ich etwas zu sagen habe; etwas, wofür es sich lohnt, eine Form zu suchen, darüber nachzudenken, was dargestellt werden soll, und aus dem Ergebnis etwas zu lernen … (Manfred Willmann, aus: 1. Münchner Fotosymposium,
Lenbachhaus, München, 1985)