Eröffnung: Dienstag, 2. Mai, 19.0o Uhr
In den sechs ausgewählten Arbeiten zum Videospecial Spiegelbilder im FOTOGALERIE WIEN-KINO stehen das psychologische Moment der Ich-Analyse, Eigenwahrnehmung versus Fremdwahrnehmung, sowie gesellschaftliche Reflexion in Bezug auf Aneignungsmuster im Vordergrund.
Adidal Abou-Chamat
Die Zwei-Kanalvideoarbeit Hertha und Polly (2002, 33:40 Min.) behandelt das Thema eineiige Zwillinge, Symbiose, Ähnlichkeit, Nähe und Distanz etc. Zwei Frauen leben seit Jahrzehnten weit voneinander entfernt – die eine mit ihrem Mann und Familie in den USA, die andere mit Mann und Familie im Nahen Osten und Deutschland. Trotz der räumlichen Trennung blieben sich die beiden aufs Engste verbunden. Während die eine erzählt, sieht die andere schweigend in die Kamera und umgekehrt. Beide erzählen über ihr Leben, ihre Beziehung zueinander …
Rabea Eipperle zeigt das Video redest du mit mir? (2004, 10 Min.). Sie darf das, weil sie Künstlerin ist. Und sie meint es ja auch nicht so. Wir dürfen dabei zuschauen, ohne dass sie uns wirklich sehen könnte, obwohl sie uns direkt in die Augen stiert und wir dem Blick begegnen müssen und uns anpissen lassen. Zum Glück wohnen wir nicht einer dieser Performances bei, während der die Zuschauer so richtig erschreckt und bedroht werden; wir gucken ja bloß fern. Rabea Eipperles Video hat trotzdem etwas Quälendes. Standbilder leerer Interieurs, wechseln sich mit kurzen, aggressiven Sprechszenen ab. Diese verbalen Attacken sind Zitate aus Spielfilmen, in denen das Gewaltsame als einzig verfügbare, quasi natürliche Verhaltensform jede Handlung bestimmt (Trainspotting,Taxi Driver, Reservoir Dogs). Der Reiz dieses Genres entsteht bekannterweise aus dem Konflikt, den es dem Publikum aufzwingt: Wir müssen und wir wollen das Arschloch lieben und mit dem Bösen fühlen, wir meinen es ja nicht so, wie gesagt, aber das Angebot ist unwiderstehlich. (…)(Bettina Carl)
In Karø Goldts Video unilateral (2006, 15 Min.) geht es um das Gespräch mit sich selbst. Dieses Selbstgespräch findet zu allererst und selbstverständlich dann statt, wenn ein Künstler sich selbst als Modell nimmt. Es findet im Schaffensprozess statt, sich selbst immer als Objekt vor Augen. Es findet im Betrachter statt und immer dann, wenn ein Mensch sich mit der eigenen Person auseinandersetzt, sich im Bezug zur Außenwelt hinterfragt. Zuletzt und am intensivsten dann, wenn ein Mensch in der Kommunikation mit der Außenwelt in Schwierigkeiten gerät, auf sich selbst zurückgeworfen wird und als folge davon in sich gefangen ist. Da bleibt oft nur noch das Selbstgespräch. Dieses setzt sich in uniliteral zu einem fließenden Bewegtbild zusammen.
Barbara Hauser (ohne Titel, Video, 2004, 7 Min.)
Wer ist Mutter, wer ist Tochter? Wer ist Täter, wer ist Opfer? Ist die Mutter Tochter? Ist die Tochter Mutter? Wird die Tochter zur Mutter? Wer ist Täter?
Birgit Laggner (Die Moni – Ein Gespräch über Bilder, 2003, Video, 17 Min.)
Das Photo als verzögertes Spiegelbild. Fragen zur Eigenwahrnehmung.
Doris Schmid (Surface de l´eau, 2003, Video, 4 Min.)
Der Raum ist ins Halbdunkel getaucht. Wir sehen das Spiegelbild einer Frau, die uns anschaut. Sie wäscht ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Durch diese Berührung beginnt ihr Spiegelbild ein Eigenleben. Plötzlich blickt uns ein fremdes Gesicht entgegen. Dieses muss weiteren unbekannten Personen weichen. Die Bilder beginnen bedrohlich zwischen den Realitätsebenen zu springen. Der Ton spielt eine zentrale Rolle im Halbdunkel des Badezimmers. Ausgangspunkt für diese Komposition (Musik: Thomas Peter) sind Geräusche und Klänge der Selbstvergessenheit und der Gefahr.