Eröffnung: Montag, 4. Oktober, 19.00 Uhr
Einleitende Worte: Petra Noll
Special Sponsor: Hans O. Mahn KG
Die Ausstellung präsentiert die Arbeiten von drei KünstlerInnen-Reisenden. Wie alle, kehren auch sie von einer Reise mit Bildern, Eindrücken und Erinnerungen zurück. Jede Reise gestaltet sich anders, entsteht aus einer anderen Motivation. Und doch spielen immer Bewegung und Offenheit, Impuls und Aktion sowie sinnliches Erleben eine große Rolle. Über die reine Fortbewegung hinaus geht es in erster Linie um die geistige Bewegung. Für die hier vertretenen KünstlerInnen öffnet das Reisen zusätzliche Reflexionsräume für neue, „andere“ künstlerische Konzepte. Ihre Arbeiten basieren auf der Beschäftigung mit den sich auf Reisen ständig verändernden Faktoren „Raum und Zeit“, der „wissenschaftlichen Arbeit“ des Sammelns, Analysierens und Forschens sowie der Auseinandersetzung mit den „Reise“-spezifischen Faktoren „Spannung und Abenteuer“.
Birgit Graschopfs konzeptuelle Fotoarbeit Urban Creatures versteht sich als künstlerische Umsetzung der Ergebnisse einer wissenschaftlich anmutenden Forschungs- und Entdeckungsreise, die sie im Jahr 2008 mit dem Zug durch das süditalienische Apulien unternommen hat. Hier hat sie auf analytische Weise Grundrisse von Altstädten untersucht und einer Neustrukturierung unterworfen, mit der sie sozialpolitische Aussagen trifft. Großformatige, auf Zeichnungen basierende Fotomontage-Diptychen zeigen die Grundrisse der Altstädte, aus denen Graschopf jeweils den wichtigsten, den formgebenden Teil, die Kirche, entnommen hat. Die formale Umsetzung der Grundrisse als freischwebende Hybride vor schwarzem Hintergrund, die wie organisch anmutende Gebilde (Urban Creatures) wirken, rekurriert auf die Sinnentleerung, die real in den zitierten Städten durch die Abwanderung der Bevölkerung gegeben ist.
Eine Reise durch Raum und Zeit unternimmt Johann Lurf in seinen filmischen Arbeiten. Als ein „Durch-die-Bilder-Reisen“ ist der Film Zwölf Boxkämpfer jagen Viktor über den großen Sylter Deich zu verstehen, in dem in rasender Geschwindigkeit Schriften (Titelgrafik) sowie die unterschiedlichsten, jeweils aus einem anderen Kinofilm entnommenen Szenen im wahrsten Sinne des Wortes vorbeijagen. Der Film 12 Explosionen setzt auf sinnliches Erleben durch Spannungselemente. Gefilmt wurden nächtliche Orte in Wien, die alle eins gemeinsam haben: Sie wirken wie Tatorte eines Kriminalfalls und bauen die Erwartung auf, dass sich dort gleich etwas ereignen wird. Explosionen „wie aus dem Nichts“ zerreißen die nächtliche Stille der Stadt. Lurf erforscht die dem Film und auch der Reise immanenten Eigenschaften „Stillstand und Bewegung“ sowie „Spannung und Entspannung“.
Klaus Mähring gehört mit seinem Projekt On The Road Productions zur Spezies der „Nomadenkünstler“, entsprechend der Vorstellung des physisch und psychisch sich ständig in Bewegung befindlichen Künstlers, der immer auf der Suche ist, immer in Kommunikation mit dem Außen, dem Fremden, dem sich ständig verändernden Neuen. Auf seinen Reisen lebt und arbeitet er in einem zur Werkstatt umgebauten Bus, der es ihm ermöglicht, gleichzeitig in der Fremde und zu Hause zu sein. Die auf seinen Touren entstandenen Arbeiten werden als raumübergreifende Installationen präsentiert. In der FOTOGALERIE WIEN besteht diese aus mit Fotoemulsion aufgebrachten wandfüllenden Belichtungen, Prints verschiedener Formate, Boxen mit Sammelstücken von Reisen sowie aus „mural stones“, Relikte von an verschiedenen Reiseorten durchgeführten Fotoaktionen.
Petra Noll für das Kollektiv