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Ausstellungen

JULIAN BURGIN / BIRGIT GRASCHOPF / SILVIA MICHELI / JANA MÜLLER / PETRA WARRASS

1. März 2005 – 30. März 2005

Julian Burgin (EN), Birgit Graschopf (AT), Sissa Micheli (IT), Jana Müller (DE), Petra Warrass (DE)

Eröffnung: Montag, 28. Februar, 19.00 Uhr

Licht spielt in allen Beiträgen der ersten Ausstellung 2005 der FOTOGALERIE WIEN eine wichtige Rolle,
Licht als offenkundiger Eindringling in eine von außen nicht einsehbare Welt. Das Verborgene, das was sich innerhalb der eigenen vier Wände oder innerhalb des Tagebuchdeckels zuträgt, das, woraus Erinnerungen re-konstruiert werden, wird psychologisch, emotional, kriminalistisch untersucht bzw. beleuchtet.

In den Fotografien von Julian Burgin ist Licht das wesentliche Spannungselement. Seine ProtagonistInnen bewegen sich meist alleine, manchmal in Gruppen durch private Wohnräume, wie Insekten angezogen durch verschiedene Lichtquellen, die aus Ritzen und Öffnungen treten und das Ensemble einer unheimlichen Spannung aussetzen.

Birgit Graschopf spielt in ihrer grossformatigen Fotoarbeit Türschlitze mit dem Gefühl des Unheimlichen das, nach Sigmund Freud, in jenen Momenten entsteht, in welchen hinter Vertrautem eine irritierende und angsterfüllte Dimension hervortritt. Nicht umsonst sind Türschlitze ein wichtiges Stilmittel des klassischen Psychothrillers. Das in einen dunklen Raum eindringende Licht, die schemenhaften Schatten des Dahinter vermitteln ein Gefühl von Klaustrophobie und Bedrohung.

Silvia Micheli wendet sich mit ihrer Fotobuchinstallation vertrauensvoll an die BetrachterInnen, die nach eigenen Erinnerungsfetzen suchend durch ihre kleinen Fotobücher mit Titeln wie please do not tell anybody oder if i were to show you tasten können. Die Künstlerin spielt mit Formen der Selbstinszenierung, wobei sie autobiografische Bezüge mit fiktiven Elementen vermischt. Gefühlszustände wie Traurigkeit, Einsamkeit, Müdigkeit oder pures Grauen, in Szene gesetzt durch Teppiche, Stoffmuster, Tapeten die an eigene Texturen der Vergangenheit erinnern und den PLAY-Button des ganz individuellen Erinnerungsfilms der RezipientInnen bedienen.

Jana Müller öffnet mit ihrer multimedialen Installation TAGEBUCH eins den Blick auf ihr Elternhaus, das sie zu einem kriminalistischen Schauplatz werden lässt. Eine Hausdurchsuchung hat stattgefunden. Geöffnete Schränke, Fächer, umherliegender Hausrat, der Grundriss des durchsuchten Hauses: Dokumente einer Spurensuche mit ungewissem Ziel. Jedoch steht hier nicht die eigene Erinnerung, die ja höchst subjektiv und wandelbar ist zur Disposition, sondern die Rekonstruktionsleistung der BetrachterInnen und die damit einhergehenden Projektionen auf ein Anderes, ein Fremdes.

Das Fremdsein des eigenen Körpers in der zivilisatorischen Umgebung beschreibt Petra Warrass in ihrer Fotoserie Da sitz’ ich so, ganz harmlos. Wir sehen Menschen in Momenten des unfreiwilligen Ausbruchs aus dem sozial vorgegebenen Normverhalten, so als hätte sich eine unbestimmbare Variable ihrer für einen Augenblick bemächtigt.