Eröffnung: Montag, 4. April 2005, 19.00 Uhr
Realpolitisch, aktivistisch, engagiert aber auch humorvoll beginnt der erste Teil des Themenschwerpunktes REALITÄTEN. Der Fokus der künstlerischen Herangehensweisen liegt auf Themen wie: Wasser, das „blaue Gold“ der Zukunft, Tourismus, neue Marktstrategien, Makro- versus Mikrostrukturen, aber auch Formen des Widerstands gegen bestehende Ungerechtigkeiten sowie Antiglobalisierungstrategien.
Die Möglichkeiten der Resistance gegen ausbeuterische Systeme zeigt die philippinische Aktivistin und Künstlerin Corazon Amaya-Canete. Im Rahmen des Projekts Chat(t)er Gardens. Stories by Filipina Workers von Moira Zoitl werden Fotoarbeiten der Künstlerin gezeigt, in denen sie Formen des Widerstandes gegen migrationsfeindliche Gesetze der Hongkonger Regierung dokumentiert. In Hongkong leben 218.236 ausländische HausarbeiterInnen, davon sind 98% Frauen und 68% Philippinen (Bericht „The Frontier“). Für die Ausstellung wird Moira Zoitl einen Newsletter produzieren, der über neue Recherche Ergebnisse und Aspekte des Hausarbeiterinnen-Themas informiert.
Unter dem Motto „think global, act local“ kann Carla Bobadillas künstlerische Arbeit zusammengefasst werden. Probleme der Makroökonomie sowie die fatalen Konsequenzen der Abhängigkeiten von ökonomischen Systemen werden thematisiert. In ihrer fotodokumentarischen Arbeit Orte, die einladen porträtiert die Künstlerin kleine Geschäfte unter anderem in Favoriten, Wien. Sie stehen für lokale Kultur, Identität und Kommunikation.
Den Wirtschaftsfaktor „Betelnuss“ in Taiwan untersucht Karl-Heinz Klopf in seinem Film By Way Of Display. Die Betelnuss stellt einen wichtigen Teil der Genusskultur des Landes dar. Ihre Wirkung beim Kauen gibt dem Körper ein Gefühl von Wärme durch die Stimulation des Zentralnervensytems. Karl-Heinz Klopf folgt den Spuren der Vermarktung dieser Droge, die architektonische wie aktionistische Blüten hervorbringt: „Betel Nut Beauties“ in von Manga-Geschichten inspirierten Kostümen verkaufen an stark frequentierten Straßen in temporären Glasboxen ihre Waren und sind dabei auch soziale Anlaufstelle für durchfahrende Trucker und einsame Herzen.
Gerda Lampalzer stellt in ihrer Videoinstallation How do you like the Philippines? den Blick des Philippinen-Reisenden den von der Künstlerin in Wien gekauften philippinischen Export Produkten gegenüber. Sie stellt die titelgebende Frage. Als Antwort erhält sie: „they serve you well“, sie aber versteht „they surf you well“. Dieser Hörfehler, lässt die Vielschichtigkeit der Probleme von Asien-Tourismus erahnen.
Kristina Leko beschäftigt sich in ihrem seit 2002 laufenden Aktions-Projekt Cheese & Cream mit dem Phänomen der Zagreber Milchfrauen. Diese werden einerseits als lokale Attraktion im Rahmen des Tourismusmarketing gehandelt, andererseits sind sie durch EU-Auflagen in ihrer beruflichen sowie finanziellen Existenz gefährdet. Leko bietet mit ihrer Multimedia-Installation den BesucherInnen die Möglichkeit, für deren Fortbestand zu voten. Eine Deklaration kann vor Ort unterschrieben werden.
Katharina Mouratidi zeigt Ausschnitte ihrer Fotodokumentation Globale Gerechtigkeit – Portrait einer Bewegung. Von November 2002 bis Oktober 2004 besuchte sie einige der größten und wichtigsten Treffen der globalisierungskritischen Bewegung weltweit. Entstanden sind lebensgroße Porträtfotografien und Interviews mit international bekannten Persönlichkeiten wie Claudia von Werlhof, José Bové, Vandana Shiva, Horst-Eberhard Richter und vielen anderen. Ihnen allen wird von der Künstlerin die Frage gestellt: „Warum tun Sie, was Sie tun?“
Kennen Sie eine ionische Zahnbürste oder haben Ihre Fingerspitzen gar schon einmal die Bekanntschaft mit dem „Multiwonder“-Gemüseraspler gemacht? Oliver Musovik präsentiert in seiner Arbeit Mama Loves Teleshop diese und andere mehr oder weniger nützliche Produkte, die via Teleshopping weltweit vertrieben und teilweise kultartig verehrt werden. Musovik beschreibt neue Prozesse des Konsumierens und gibt Einblicke in die Psychologie von KonsumentInnen.
Miriam Schünke schlüpft für ihre inszenierte Fotoarbeit in die Rolle eines Fotospys. Untersucht wird dabei das Machtzentrum der Wasserverteilung – das LA DWP (Los Angeles Department of Water and Power). terror totale-ein wüstenstück ist das Porträt einer Gesellschaft, einer Stadt und ihres Mythos und zugleich Ausdruck der Ohnmächtigkeit des Einzelnen gegenüber mächtigen Institutionen, so die Künstlerin. Sie stellt weiter die Frage: „Wer terrorisiert wen?“
Rahmenprogramm zur Ausstellung: About EMPOWER Mittwoch, 13. April, 19.00 Uhr, FOTOGALERIE WIEN
Konzept: Gertrude Moser-Wagner
EMPOWER ist ein in Bangkok ansässiges Zentrum, das sich als Anlaufstelle, Ausbildungs- und Betreuungspool für Sexarbeiterinnen, aber auch als Veranstaltungsort für performative Kunst und Intervention in Thailand versteht.
Gertrude Moser-Wagner: thai i box,Video, 15 Min. Intervention am Thaiboxtring in der Unterhaltungsmeile von Chiang Mai.
Sabine Marte: Entertainment, Live-Performance gekoppelt mit eigenen Videos aus Thailand, 15 Min.
Karl Bruckschwaiger: Performance-Lecture zur Grenzüberschreitung. Burma/Thailand, 30 Min.
Radostina Patulova (LEFÖ): Bericht zur Situation der Sexarbeit in Wien.
Anschließend: Video-Interviews mit Betreiberinnen des EMPOWER-House in Chiang Mai. Bericht von Valerian Maly und Klara Schilliger über eine Charity-Aktion in Bern. Bücher, Materialien und weitere KünstlerInnenprojekte zum Thema.