Eröffnung: Montag, 3. September, 19.00 Uhr
Einleitende Worte: Juliane Feldhoffer
Begleitprogramm: Dienstag, 18. September, 19.00 Uhr
Werkstattgespräch und Diskussion mit Roberta Lima Empfehlung: Diese Ausstellung ist für Kinder und Jugendliche nicht geeignet.
Der diesjährige Themenschwerpunkt der Fotogalerie Wien Provokation? stellt die Frage nach dem inhaltlichen wie formalen Reiz- und Provokationspotential zeitgenössischer künstlerischer Positionen und versucht ihr anhand dreier Ausstellungen nachzugehen.
Nach der Einzelpräsentation des Künstlers Michael Janiszewski werden in der zweiten Ausstellung Arbeiten von sechs KünstlerInnen zum Thema gezeigt. Alle Positionen kreisen in unterschiedlichen inhaltlichen Bereichen und mit verschiedensten Mitteln um das Verhältnis von Macht und Ohnmacht. Auf teilweise schockierende und radikal unmittelbare Art werden die BetrachterInnen herausgefordert, sich dieser Auseinandersetzung zu stellen.
Adel Abdessemed fokussiert unseren Blick in der zu sehenden Arbeit auf das Töten in der Tierwelt, als Metapher für das Töten an sich, wie für die Brutalität und Ungerechtigkeit bestehender gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Der Künstler führt die sprichwörtliche Formulierung vom Spiel von Katz und Maus an seinen konkreten Ursprung zurück.
Ausgangspunkt und Zentrum der Arbeiten von Sergey Bratkov ist das Changieren zwischen Fiktion und Realität, zwischen Erinnerung jüngster Vergangenheit und Vorhersage naher Zukunft – er ist ein Archäologe des Grotesken. Seine Arbeiten sind Chroniken des Todes und der Korruption visueller Kultur.
In den Foto- und Videoarbeiten von Roberta Lima und Giovanna Torresin spielt der eigene Körper die zentrale Rolle. Roberta Lima macht ihren Körper real zum Ort atemberaubender Experimente, die gesellschaftliche Disziplinierungsmaßnahmen wie geschlechterspezifische Normierungen in eine paradoxe Vermengung aus ästhetischer Inszenierung und physischem Schmerz übersetzen. Torresin dagegen manipuliert mittels digitaler Medien ihren Körper, überzieht ihn mit Rüstungen wie eine zweite Haut. Ihre Madonnenserie spielt auf unser westlich-religiös konnotiertes Mutter-Kind-Verhältnis an. Die Harnische demonstrieren innere weibliche Stärke und stellen ebenso Assoziationen zu weiblicher Verhüllung in anderen Religionen – mit den Themen von Unterdrückung, Schutz oder Behauptung – in den Raum.
In ihrer Videoaktion unternimmt Judith Pichlmüller ebenfalls einen Selbstversuch. Sie zertritt Kakerlaken mit ihrem Stöckelschuh und stellt sich und uns – auch aus dem genderspezifischen Blickwinkel – die Frage nach dem alltäglich vorhandenen und kollektiven Potential aggressiver Handlungen und daran anschließend nach TäterInnenschaft und Schuldzuweisung in Ausnahmesituationen.
Die Videoarbeiten von Oliver Pietsch kreisen ebenfalls um Themen wie Tod und Gewalt, die hier aber nicht durch ein Individuum dargestellt werden, sondern anhand des massenmedialen Kollektivs des Films formuliert werden. Pietsch dekontextualisiert eine Vielzahl von Filmsequenzen zu Themen wie Suizid oder Gewalt an Frauen, indem er die herausgelösten Momente auf die „Aktion“ hin verdichtet hintereinander reiht.
(textliche Betreuung: Juliane Feldhoffer)