Peter Freitag. Kommunikationsbeispiele: Bei den gezeigten Arbeiten handelt es sich um Bilder, die allesamt aus Reisebürokatalogen stammen und dort als „Wohnbeispiele“ glückliche Familien in ihren Urlauben zeigen. Ausgehend von diesen Bildern, die uns als kleine Vier-Farbdrucke in jeder Art von Reisekatalog begegnen, wird durch einen minimalen Eingriff die ursprünglich eindeutig positive, scheinbar erstrebens- und beneidenswerte Situation von geglückter Kommunikation bzw. hingebungvollem Spiel in eine mehrdeutige, offene Situation verkehrt. Dies geschieht durch Entfernen sämtlicher ursprünglicher Bezugsobjekte, wie Drinks, Spielsachen, Magazine etc. durch digitale Bearbeitung am Computer.
Dadurch eröffnen sich für die/den BetrachterIn Assoziationsspielräume verschiedenster Art – Assoziationsspielräume, die die ursprüngliche Intention des Bildes unterwandern. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird auf die Beziehungen zwischen den Menschen gelenkt. Diese beziehen sich durch das Fehlen des ursprünglichen Bezugsobjektes jedoch nicht mehr aufeinander, sondern vielmehr aneinander vorbei.
Steve Giovinco, Myth of the Everyday (2000–2001, Digital C-Prints, je 50 x 60 cm): „Inspiriert wurden meine Arbeiten durch Filme von Mike Leigh und Atom Egoyan sowie von Gemälden von Lucian Freud und John Singer. Meine Fotografien sind teils Fiktion, teils Dokumentation und umkreisen Momente des Alltags in einer mysteriösen, lyrischen und rätselhaften Art und Weise. Sie erzählen von den schönen Momenten sowie von den Dramen des Alltags. Sie erforschen Geschichten von Beziehungen und sind wie „Röntgenstrahlen“ in einer emotionalen Welt, in der Abhängigkeit, Liebe, Verlust, Sexualität etc. durchleuchtet wird. Da ich sowohl als „Regisseur“ wie auch als „Akteur“ in meinen Bildern agiere, bin ich sehr persönlich in den Bildentstehungsprozess involviert. Szenen aus belastenden realen Beziehungsituationen, Portaits und Selbstportraits sind einerseits spontane Aufnahmen, die eine Art von Befreiungsgestus durch das Ausagieren, Ausleben vor der Kamera im Moment selbst darstellen, und andererseits intuitiv inszeniert werden. Indem ich das Private so fotografiere ,als wäre es etwas Fremdes, vermische ich die Vorstellungen von inszenierter und realer, dokumentarischer Fotografie.
Die Digitalkamera und der Enstehungsprozess sind entscheidend für das Resultat der Bilder. Üblicherweise halte ich die Kamera so, daß ich am LCD-Monitor das Bild und mich im Bild beim Fotografieren sehe. Das erzeugt den absurden Moment, dass ich beides bin, der Fotograf und das fotografierte Subjekt. Nachdem ein Bild entstanden ist, wird das Ergebnis besprochen und je nach Wunsch gespeichert oder wiederholt. Danach wird das Bild noch farblich bearbeitet. Manche der digitalen Prints besitzen für mich eher eine unfotografische Qualität und mehr eine Video-Ähnliche.“
Ursula Rogg, Surprise Chefs (1997, C-Prints, je 105 x 105 cm, Courtesy: Galerie Andreas Binder, München): „Zwölf Bilder, entstanden während der Produktion einer englischen Kochsendung. Die „Surprise Chefs“ ist ein bei Hausfrauen und älteren Menschen beliebtes TV-Format in England. Der Star ist Kevin, ein Fernsehkoch. Das „Surprise Chefs“-Team spricht einkaufende Kunden in Supermärkten an. Mit dem Inhalt des Einkaufswagens wird Kevin in den privaten Wohnungen und Küchen der Kandidaten für die Kamera kochen. Während der Aufzeichnungen entstehen kleine Features über die esonderheiten der Leute. Diese werden in ihrer Eigenheimkulisse zu Darstellern ihrer selbst.