Der Themenschwerpunkt Natur – Vegetation wurde nach Sichtung des eingelangten Materials in vier Unterbereiche gegliedert. Alle beteiligten KünstlerInnen wurden aufgrund einer langjährigen Beschäftigung mit dem Generalthema angeschrieben oder von ausländischen KuratorInnen vorgeschlagen. KünstlerInnen mit speziellen Sehweisen und fotografischen Praktiken, die in einer inhaltlichen Nähe liegen, sind vom Team der FOTOGALERIE WIEN zu Gruppen zusammengefaßt worden.
Die erste Ausstellung des Schwerpunkts Natur – Vegetation hat den Untertitel Landschaft. Landschaft wird hier zeitgemäß reflektiert, ohne besondere Ausflüge in eine virtuelle Welt zu unternehmen und die Ausstellung kommt auch ohne vordergründige politische Statements aus. Überrascht davon, daß Landschaft als Bild von Landstrichen so unterschiedliche Annährungen erfährt, entsteht ein großes Vertrauen in das Bildmedium Fotografie, das offenbar noch viele Ressourcen hat.
Bei Gilbert Fastenaekens aus Belgien stellt sich Landschaft als Wiedererwachtes, als Stück Land, das durch Kriegsereignisse verwüstet war.
Landschaft wird bei Jacqueline Salmon aus Frankreich durch eine „Vergangenheit“ identifiziert und mit einem Hinweis auf diese Vergangenheit versehen. Die Namen stehen für Persön-lichkeiten, die für diesen Landstrich eine Bedeutung hatten und denen diese Landschaft bedeutend war.
Thomas Kellner pflegt seit Jahren eine kaum mehr gebräuchliche Vorgangsweise, er arbeitet mit einer Lochkamera und reiht Ausschnitt an Ausschnitt; es entstehen Panoramabilder oder Bildmuster. Für die trockene spanische Landschaft schien diese Vorgangsweise einen eigenen Sinn zu machen, die lange Be-lichtungszeit deckt sich nun mit dem Zuviel an Licht und Hitze, das die Vegetation zerstört.
Robo Kocan steht in einer osteuropäischen Tradition; surreale und ironische Momente mischen sich zu einer Kunstlandschaft. Seine Lichtzeichnungen finden vor definierten, sichtbaren Landschaften statt und ergänzen die Vegetation durch in diese Landschaft Gedachtes.
Günther Selichar verschränkt in der Regel bei seinen Fotobil-dern eine gesehene und eine gedachte Ebene. Bei den „Suchbildern“ animiert er den Betrachter zur Recherche; der Rezipient wird zur dritten Dimension.
Fritz Simak bezieht sich auf die Herkunft von Landschaft. Die unspektakulären Kulturlandschaften sind zuordenbar durch ihre Bepflanzung, die Anordnung der Felder, durch Wetter und Stimmung. Eine Definition von Heimat, wenn man will, die sich als immer noch geliebte zu erkennen gibt.
Jacques Vilet aus Belgien, wurde von zwei Ländern, zwei Ku-ratoren genannt. Seine Auffassung von Kunst und Landschaft ist durch eine ungewöhnliche Fotorecherche und eine stimmige Verfremdung gekennzeichnet. Er spürt die Originalschauplätze von Bildern, die Caspar David Friedrich malte, auf, setzt einen Ausschnitt der Erinnerung an diese Kunstlandschaften, kühlt das romantische Dokument aber durch Schwarz-Weiß-Aufnahmen ab. Die Distanz zum Original vermag ein Näherrücken an die Gegenwart zu transportieren.
(textliche Betreuung: Jana Wisniewski)