Eröffnung: Montag, 5. März um 19.00 Uhr
Einleitende Worte: Petra Noll
In der ersten Ausstellung der FOTOGALERIE WIEN 2012 werden unter dem Titel Mushrooming fotografische und installative Arbeiten von vier jungen österreichischen KünstlerInnen gezeigt, die sich mit (Bild)Räumen beschäftigen, in diese eingreifen, sie erweitern, aufbrechen oder neu konstruieren. Durch diese künstlerischen Eingriffe wird der Raum über seine Bestimmung als architektonisches, festes Konstrukt hinaus als „lebendiger“, wandelbarer Raum spürbar. Die Bildresultate haben mitunter skurrilen, surrealen oder auch unheimlichen Charakter; in allen Arbeiten geht es um eine Irritation der üblichen Wahrnehmung von Raum und Architektur bzw. um das Verhältnis von Raum und Mensch.
Elisabeth Czihak zeigt eine installative Arbeit, bestehend aus Farbfotografien und einer großformatigen Schwarz-Weiß-Tapete. Hierbei handelt es sich um eine irritierende Verschränkung verschiedener Raumsituationen und -ebenen. Das Motiv der Tapete ist eine von Czihak 2009 ausgeführte, über die Wände eines leerstehenden Industriegebäudes auswuchernde abstrakte Zeichnung. Darauf und daneben platziert sie Farbfotografien der Serie Otto S. Hierbei handelt es sich um Darstellungen uninszenierter, menschenleerer Innenräume, um einen verlassenen Ort, der nur noch die Spuren seines ehemaligen Bewohners Otto S. aufweist; durch diese „Leere“ eröffnet sich viel Spielraum für mögliche Geschichten.
Die Fotoarbeiten der Serie Galerie-Raum von Catharina Freuis sind im vorletzten Jahr entstanden. Zugrunde liegen keine realen Räumen, sondern frei erfundene, aber auf kollektiven Gedächtnisbildern basierende Raummodelle. Diese künstlichen Räume sind so minutiös gefertigt, dass sie täuschend echt wirken. In der Bildabfolge der Serie geschieht eine Steigerung vereinnahmender, wuchernder Gebilde, die den Raum letztendlich zur Gänze in Beschlag nehmen und ins Surreale transferieren. Durch die Eingriffe der Künstlerin gerät der Raum zunehmend „in Bewegung“, verformt sich von innen heraus und verliert die Starrheit seiner architektonischen Konstruktion. Die Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit der Definition von Raum, Wahrnehmung, Wirklichkeit und Fiktion und somit auch mit dem Medium Fotografie.
Markus Guschelbauers künstlerisches Hauptanliegen ist die Beschäftigung mit dem Thema Landschaft sowie mit den Gegensätzen von Kultur- und Naturraum, Zivilisation und Idylle. Er greift mit naturfernen Materialien wie Plastikfolien, Stoffen und anderen Materialien installativ in die Landschaft ein und erzeugt damit optische Widersprüche bzw. surreale Bildkonstellationen, die er filmisch und fotografisch festhält: „Die Plastikfolie ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeiten, die sich, eingefügt in die Landschaft, in ein eigenständiges, fast natürlich anmutendes Lebewesen verwandelt.“ (M.G.) Seine Eingriffe versteht Guschelbauer als Formung, Kultivierung und Ordnen von Natur, aber auch als Abstraktion, um eine neue Definition von Landschaft zu erstellen.
Michael Strassers künstlerische Arbeit changiert zwischen Fotografie, Installation, Skulptur und Performance. Der Schwerpunkt seines Interesses liegt in der Untersuchung der Beziehung zwischen Mensch, Raum und Architektur sowie in der Analyse des Verhältnisses von Repräsentation und Wirklichkeit. Mit surreal anmutenden Settings, die er ausschließlich für seine Foto- und Videoarbeiten konzipiert, greift er in reale Räume ein und transformiert sie. Die Fotoserie Domestic Sculpture Garden ist in verlassenen Wohnräumen, Häusern und Hotels entstanden. Aus dort vorgefundenen Materialien – wie beispielsweise Teppichen oder Parkettbodenelementen – hat Strasser skurrile Skulpturen oder Installationen gebaut und fotografisch und filmisch festgehalten. Diese temporären Konstruktionen verändern nicht nur die Räume, sondern auch die Beziehung zwischen Raum und Mensch.
Petra Noll, im Namen des Kollektivs