Eröffnung: 5. Mai 2008 um 19.00 Uhr
Einleitende Worte: Ruth Horak
Der diesjährige Schwerpunkt der FOTOGALERIE WIEN umkreist einen der existenziellsten Aspekte unseres Lebens: die Liebe. In drei Ausstellungen – Suche, Ist und Scheitern – spannt sich der Bogen um ein diffiziles, fragiles und emotionales Thema.
Liebe – Suche ist eine Hommage an das Herzklopfen, an den Schwebezustand zu Beginn des Sich-Verliebens und nähert sich diesem komplexen Zustandsgefüge anhand von 9 künstlerischen Positionen. Sehnsucht – Suche – Herantasten – Einlassen in Verbindung mit Zerbrechlichkeit, Unsicherheit, Magie, Symbiose, Idealismus, Selbstfindung, Euphorie, Gefühlsschwankungen … – sind inhaltliche Schlagworte der visuellen Annäherungen und Auseinandersetzungen.
Armin Bardel zeigt in seiner Serie Tatorte Orte als Zeitzeugen erster Begegnungen, erster sexueller Abenteuer und verbindet diese mit Textteilen eines amourösen Tagebuchs im Sinne einer autobiografischen Erinnerungssuche.
In der Arbeit Selbstliebe beruft sich Aimée Blaskovic auf Erich Fromm und seiner These, dass aus positiver Selbstliebe die Fähigkeit andere zu lieben zu können resultiert. Sie untersucht den Balanceakt zwischen: Ich zum Vis à Vis – Ich zur Gesellschaft – Anforderungen an sich selbst und Forderungen anderer – Selbstliebe und Narzissmus.
Nina Dicks Arbeit hello are you there? beschäftigt sich mit den neuen Verortungen von Nähe via digitaler Kommunikationswege (Skype) und hält die Fragilität einer beginnenden Annäherung in räumlicher Distanz als Ausschnitt der Realität eines Abends fest.
Die Videos All my Life und Excess Baggage von Oriana Fox kreisen um Selbstfindung und der Suche nach der absoluten Liebe. Mediale, klischeehafte, modische Einflüsse, Ratschläge von Eltern und Freunden werden hierbei auf ironische Art und Weise mit der eigenen Autobiografie und Wunschvorstellungen miteinander verwoben.
Ivan & Laura bezieht sich in seiner Arbeit Twins auf die Normierung der Reproduktion als Grundsatz des (Bio)Kapitals. Sexualität, Geschlechterrollen und ihre Funktionen werden ebenso hinterfragt wie das Umkreisen des Ichs im Anderen, das emotional zwischen zärtlicher und aggressiver Annäherung schwankt und keine klaren Zuschreibungen zulässt.
Anna Jermolaewa spricht in Single Party ein ähnliches Element an, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise: das Spiel der Annäherung, der unabsichtlichen und absichtlichen Berührungen, der vieldeutigen und eindeutigen Gesten und Blicke. „Nach einer mehrmonatigen Recherche in der Wiener Single-Szene habe ich selbst eine Party für Singles veranstaltet: Das Ergebnis waren ein paar glückliche Beziehungen, die bis heute andauern (!), und dieses Dokumentationsvideo.
Sissa Micheli nimmt in ihrer Installation I love you, I hate you Bezug auf den Film „La Jetée“ von Chris Marker und übersetzt das Hin- und Her-Pendeln zwischen: Liebe – Hass , Opfer – Täter, der Suche nach Glück und Erfüllung versus der Unmöglichkeit zusammenzufinden, in einer medienreflexiven Gegenüberstellung von Fotografie und Film/Video.
Marzena Skubatzs feinschichtige lyrische Fotografien transformieren die Frage nach „What is love?“ in Landschaften und Portraits zu einer individuellen Befindlichkeit als Abbild. Die Bildpaare verschmelzen zu einer emotionalen Symbiose sehnsüchtiger Erwartungen und Ängstlichkeit.
Marion Üdema erforscht in ihrer Serie Freunde Finden die Partnersuche sowie die erotische Selbstdarstellung von Kontaktsuchenden in Internetforen und deckt medial allgegenwärtige Körperposen und Bildkonventionen auf. Der Versuch, das eigene Idealbild zu kreieren steht im Gegensatz zu visuellen Mustern einer Zeit und ihrer Gesellschaft.
(textliche Betreuung: Ruth Horak)