Eröffnung: Dienstag 9. Mai, 18.00 Uhr
PALAZZO COSTANZI / Sala Comunale d´Arte
Piazza Piccola 3, 34121 Triest, Italien
täglich/tutti i giorni 10.00-13.00 / 17.00-20.00 Uhr
HIER UND DORT / QUA e LÁ
Wien und Triest, zwei Städte mit einer gemeinsamen Vergangenheit. Beide sind städtische Juwele durch ihre Lage und Schönheit. Beide verbindet auch eine Nostalgie, bedingt durch ein monarchistisches Flair, das die Größe, die Macht des einstmaligen Großimperiums, der K&K-Monarchie anhand städtischer Strukturen, prunkvoller Gebäude und Relikten aus dieser Zeit erahnen lässt. Beide sind geprägt durch ihre multikulturelle Gesellschaft mit allen positiven wie auch negativen Aspekten, beide in gewisser Weise auf der Suche nach einer neuen, zeitgemäßen Identität und modernem Image.
Die Ausstellung HIER und DORT – Wien und Triest, ist der Versuch eines Doppelportraits von „hier und dort“, von „damals und heute“ aus der Sicht österreichischer KünstlerInnen, mit denen die FOTOGALERIE WIEN in den letzten Jahren zusammengearbeitet hat.
Diese Ausstellung ist Teil eines übergeordneten Projekts von Irene Strobl: WIEN – TRIEST: eine Annäherung, zu dem es weitere Programmpunkte in den Bereichen Film, Video, Kunst im öffentlichen Raum, Literatur, …
geben wird. Nähere Informationen unter: www.forart.at
Eva Brunner-Szabo/Gert Tschögl (Thema: Sehnsucht)
Archiv des Meeres, work in progress seit 1998
Bestehend aus je einer Karteikarte, einem Schnappglas mit Meerwasser von der Entnahmestelle, zwei Objekten – ein künstliches und ein natürliches, fünf Fotografien (Stand 13.3.2006, 60 Fundstellen). Wir lieben das Meer. Also erkunden wir Meeresküsten dort, wo uns unsere Reisen hinführen, erwandern die Küstenstreifen und durchstöbern ihre Schwemmzonen und Landschaften. Wir legen Bestände und Inventare an, etikettieren Weggeworfenes und Angeschwemmtes, fotografieren den Akt der Entnahme von Wasserproben mit dem Ziel, menschliche Eingriffe in die Natur zu dokumentieren und zu archivieren und führen sie als Beweisstück unserer Anwesenheit am Ort an. Aus dem Projekt Archiv des Meeres spricht vor allem die Hoffnung auf einen sentimentalen Fund, wie dem einer Flaschenpost, den man als Kind erträumte.
Andreas Dworak (Thema: Unorte)
Lost Highway, 2006
„Biotop aus Beton, Bier und Benzin“ (Michael Hafner). Fast 20 Jahre nach Elfriede Mejchars konzeptueller Serie Triester Straße beschäftigt sich Andreas Dworak in seiner Serie Lost Highway erneut damit. Eine zeittopografische Reise, die Veränderungen festhält, in der aber gleichzeitig die Aufnahmen durch Dworaks Gummidrucktechnik in fast historisch, malerisch anmutende Bilder verkehrt werden.
Branko Lenhart (Thema: Minderheiten)
Die Minderheiten von Triest, 1985
Diese Arbeit über die Minderheiten und Volksgruppen in Triest belegt, dass die Stadt seit Jahrhunderten kosmopolitisch geprägt ist. Die diversen Religionsgemeinschaften bilden mit ihren Gotteshäusern (und eigenen Arealen am Friedhof) einen integralen Bestandteil des Stadtbildes.
Elfriede Mejchar (Thema: Unorte)
Triester Straße, 1982/83
Die Triester Straße war historisch gesehen die wichtigste Verbindung zwischen Wien und der Handelsstadt Triest. Ich habe einerseits versucht, die geschichtliche Bedeutung dieser Nord-Süd Verbindung in meinen Fotos zu zeigen, und anderseits den heutigen Charakter dieser Straße, die von Verkehr und Geschwindigkeit geprägt ist, mit langen Belichtungszeiten spürbar zu machen. (E.M.)
Michael Michlmayr (Thema: Freizeit)
Passages, 2001/2006
In den Arbeiten der Serie Passages werden Sequenzen zu einem räumlichen Ganzen zusammengeführt. Zeitliche Abfolgen werden dadurch, dass sie neu virtuell eingeflochten wurden, zu einer konstruierten Bühne aus Raum und Zeit. Passanten werden „Akteure“ des entstehenden „Films“. Realitäten werden verdichtet. Für die Ausstellung Hier und Dort stelle ich zwei „Wiener Freizeitimpressionen“ zwei „adriatischen“ gegenüber. (M.M.)
Lisl Ponger (Thema: Minderheiten)
Phantom Fremdes Wien, 2004
In den Jahren 1991 und 1992 hat Lisl Ponger im Zuge einer multikulturellen Weltreise, bei der sie die Stadt Wien doch nicht verlassen hat, mit viel Akribie Super-8-Aufnahmen von Festen, Hochzeiten und Tänzen gesammelt. Ging es ihr zunächst um eine Sichtbarmachung von im öffentlichen Stadtbild schlichtweg nicht existierender kultureller Vielfalt, so stellt der Rückgriff darauf – aus gut zehnjähriger Distanz – gerade diesen Akt der Visualisierung wieder in Frage. „Was sehe ich eigentlich? „, heißt es an einer Stelle des von Ponger selbst gesprochenen Off- Kommentars, und nicht nur daran wird deutlich, wie bewusst sich der Film der Problematik des Umgangs mit dem „Ethnischen“ ist. Scheint doch in jedem Akt der Sichtbarmachung unweigerlich die Tendenz mit angelegt zu sein, auch das Flüchtige und Diasporische in ein fixes, stereotypes Bild zu bannen. (…) (Christian Höller)
Beate Schachinger (Thema: Nostalgie – Kitsch – Autobiografie)
Sisi, 1994
Niemals habe ich meine Urgroßmutter die Wohnung verlassen sehen, auch meine Mutter konnte sich nicht daran erinnern. Vor dem Einschlafen erzählte mir die Urgroßmutter, wie sie als kleines Mädchen die Kaiserin Sisi gesehen hat, die in einer Kutsche an ihr vorbei fuhr. Mit ihr teilte sie „jene Schrecken des Erblicktwerdens“ (Juliane Vogel, in: Beate Schachinger: Sisi, NÖ Landesmuseum, Wien 1994), die sie ihr ganzes Leben über begleiteten. (B.S.)