Hermann Van den Boom. Skulptur von Trope-l’oeil.
Wie ein Koch mischt er seine Ingredienzen und bringt seine Fotocollagen zusammen auf eine Karton-Holz-Struktur.
Also entstehen dreidimensionale Fotoskulpturen. Die Fotoskulpturen sind eine ironische Kritik unserer Welt, der Fotografie und der Kunst.
Michael Janiszwski. Die Photographie bildet Wirklichkeit nicht ab, sondern konstruiert ihre eigene Wirklichkeit. Und selbst wenn der photographische Blick auf die sichtbare Welt in erheblichem Maße abweicht von der üblichen Wahrnehmungsweise, kann die/der BetrachterIn in aller Regel davon ausgehen, daß auch die mit der Kamera hergestellten Bilder eine visuelle Logik besitzen und fortlaufend lesbar sind. Genau diese Erwartung unterläuft Michael Janiszewski, seine Photos stellen der/dem BetrachterIn eine Falle, in die er ahnungslos, auch prompt hineintappt.
Die Vermutung, daß auf der von den Rändern begrenzten Fläche ein Bild zum Vorschein kommt, das in sich stimmt, erweist sich nämlich als falsch. Bildaufbau und Darstellungsinhalt stimmen nicht notwendigerweise überein, es kann durchaus passieren, daß ein Gegenstand, der im Bildraum am richtigen Ort auftaucht, Rätsel aufgibt, was er an dieser Stelle bedeutet, und ein anderer, der dazu beiträgt, die dargestellte Szene zu entschlüsseln, aus dem Bildzusammenhang herausfällt. Offensichtlich also beabsichtigt der Photograph, die/den BetrachterIn zu verunsichern. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint; was echt ist, wirkt imitiert, was künstlich ist, wirkt überzeugend echt. Janiszewskis Kunstfigur, die biedere Hausfrau mit Ringelsocken (die sich gelegentlich auch in Schale wirft und dann im langen Abendkleid auftritt) ist die Verkörperung des Doppeldeutigen, das charakteristisch ist für diese Aufnahmen. Sie ist nämlich ein Mann in Frauenkleidern, eine Person, die nicht ist, was sie darstellt und die darstellt, was sie nicht ist.
Die gewollten Fehlstellen im Bildgewebe weisen darauf hin, daß Michael Janiszewski ganz gezielt eine Strategie der Bildverfremdung verfolgt. Er inszeniert in seinen Photos nicht Wirklichkeit, sondern wirklichkeitsanalog Unordnung, er stellt Bilder her zum Thema Bildstörung. Ähnlich wie Francis Bacon, der in seine Gemälde immer wieder Elemente einfügte, deren geheimnisvolle Präsenz den Betrachter beunruhigte und gerade dadurch die Aufmerksamkeit intensivierte, operiert auch Michael Janiszewski – irgendwelche Kleinigkeiten, die nicht stimmen, fallen dem Betrachter als erstes auf, und schon ist er mitten drin im Bild, auf das kein Verlaß ist … (Helmut Schneider, München im März 1994)