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Ausstellungen On Tour

HAUTSACHE

2. März 2023 – 21. April 2023

Maximiliane Leni  Armann (DE/AT), Alexandra Baumgartner (AT), Daniel Hill (AT), Claudia Larcher (AT), Olena Newkryta (UA), Raphael Reichl (AT), Carlos Vergara (CO)

BILDER | Cinemathek |

FOTOGALERIE ON TOUR: ÖSTERREICHISCHES KULTUROFURM BERLIN

Die Ausstellung findet im Rahmen des EMOP, des Europäischen Monats der Fotografie in Berlin 2023, mit dem Thema Touch. Politiken der Berührung statt (2.– 31.3.2023).

Eröffnung: Mittwoch, 1. März, 19.00 Uhr
Einführende Worte: Johan Nane Simonsen
Ausstellungsort: Österreichisches Kulturforum Berlin,
Stauffenbergstr. 1, 10785 Berlin
Öffnungszeiten: Montag–Freitag von 13.00–16.00 Uhr, ausschließlich nach Voranmeldung: https://kulturforumberlin.at/besuch#anmeldung
An österreichischen und deutschen Feiertagen ist die Galerie geschlossen.
Ausstellungsdauer: 2. März–21. April 2023
Finissage: Freitag, 21. April 2023, 19.00 Uhr

sponsored by: BMKOES; MA7-Kultur; Cyberlab;

Dank an: Österreichisches Kulturforum Berlin; Europäischer Monat der Fotografie Berlin (EMOP)

 

Die Haut markiert unsere Grenze und hält uns in Form. Sie ist jedoch nach beiden Seiten durchlässig: Wir treten durch sie in Kontakt zur Außenwelt, atmen durch sie ein und aus und empfinden auf ihr Berührungen und Temperatur. Und wenn das durch die Pupille projizierte Bild auf unsere Netzhaut fällt, ist das auch eine Berührung? Und ist ein Bild dann ein Gefühl wie Wärme oder Kälte? Mit einer Kamera lässt sich die Haut, die sichtbare Oberfläche eines Motivs gleichsam abziehen und festhalten. Auch wenn uns Fotografien oft zweidimensional und körperlos erscheinen, zeigen die Arbeiten in HAUTSACHE die feinen Abstufungen, die Tiefgründigkeit unseres oberflächlichsten Organs.

Unter dem Titel HAUTSACHE versammelt die Ausstellung der FOTOGALERIE WIEN sieben fotografische und filmische Positionen. Die Arbeiten handeln von erinnerten und imaginierten Berührungen, der Sehnsucht nach (und der Unmöglichkeit von) Nähe und Intimität. Die eingeladenen Künstler:innen sind unterschiedlicher Herkunft, haben aber alle Wien als den Schauplatz für ihre künstlerische Arbeit gewählt. Sie behandeln Konflikte in Zusammenhang mit Wahrnehmung, Einsamkeit sowie geschlechtlicher und sexueller Identität. Im Rahmen des EMOP in Berlin möchten sich die Arbeiten im Dialog mit der europäischen Szene künstlerischer Fotografie ihrer selbst vergewissern.

In dem Video ab tasten von Maximiliane Leni Armann durchwandern Füße den digitalen Raum, um die Proportionen zu erfassen. Haut und die Simulation von Berührung. Ein Kennenlernen. Die Geschichte dieser Räume entsteht erst durch die Bewegung, durch die Abläufe … Die Videoarbeit ab tasten zeigt die Neuvermessung digitaler Räume, verhandelt die Unmöglichkeit der haptischen Erfahrung von virtuellen Oberflächen und Strukturen sowie das Verhältnis zwischen Raum und Wahrnehmung an sich. .. In ab tasten ist der Bildraum als eine offene Timeline strukturiert, in der es keinen narrativen Verlauf gibt, keine Linearität, der es zu folgen gilt. (Ada Karlbauer).

In der Serie Absence verwendet Alexandra Baumgartner anonyme Fotografien und Magazinausschnitte von Frauen in Alltagssituationen, deren Kleidung sich in dem Moment der Fotografie wie eine zweite Haut über den Körper gelegt hat und dabei etwas verdeckt oder preisgibt. Sie ist interessiert an Körperhaltung und Faltenwurf. Auf stark vergrößerten Ausdrucken übermalt sie mit Ölfarbe jegliche Hintergrundinformationen, die Person und das Menschliche dahinter, so dass nur noch eine einzige Geste übrig bleibt: der Faltenwurf der Kleidung – die Hülle, die skulpturenartig zu einem Platzhalter des Menschen wird.

Daniel Hill zeigt Fotografien aus zwei Selbstporträtserien, zum einen aus My Loneliness Adds Beauty to Life, wo er Gefühle von Zufriedenheit, aber auch Angst in der Einsamkeit untersucht. In der zweiten, Intimation, zeigt er performative Selbstporträts, in denen er demonstriert, wie er sich selbst sieht, wie er sich wünscht, dass ihn die Welt sieht bzw. wie die Welt ihn sehen könnte. Auf diese Weise erforscht er seine Sexualität, Emotionen und Ängste. Immer geht es um die Beziehung zwischen seinem Körper und den gesellschaftlichen Vorstellungen von Männlich- und Weiblichkeit, Queerness und Schönheit.

Claudia Larchers Videoanimation Self zeigt die menschliche „Haut“ in einer Kamerafahrt in Großaufnahme: Poren, feine Härchen, ein Geflecht aus blauen Adern, die durch die zarte Membran durchscheinen. Details ergeben in weiterer Folge ein Ganzes, man glaubt, Hals, Achsel und Oberarm zu erkennen. Hier wird noch ein Innen suggeriert, um das sich diese Haut spannt. Doch plötzlich … wird die Grenze zwischen Innen und Außen sukzessive aufgelöst und mündet in einer „Verflüssigung“ des Bildes, in dessen Unschärfe sich rosa Massen vervielfältigen und Höhlen ausstülpen … (Claudia Slanar)

Das Video To Hand. A Projection For The Palm von Olena Newkryta, das als Beamerprojektion präsentiert wird, thematisiert die Wahrnehmungsprozesse des Sehens und Berührens, indem es die Beziehung zwischen Kunstwerk und Betrachter:in sowie das Verhältnis von An- und Abwesenheit räumlich erfahrbar macht. Das Video zeigt die sich bewegende Hand der Künstlerin, die etwas Unsichtbares zu berühren und zu erfassen versucht. Durch die Interaktion mit den Lichtstrahlen des Beamers entsteht eine sinnliche, wenn auch nur visuelle Berührung zwischen Betrachter:in und Künstlerin.

In dem Video t t t touch me von Raphael Reichl werden die Touchscreen-Fingerbewegungen – tippen, drücken, streichen, wischen – nicht auf einem Smartphone vollzogen, sondern auf der reizempfindlichen Oberfläche der nackten männlichen Haut. „Reichl erforscht, inwieweit die digitale Durchdringung sämtlicher Lebensbereiche die Transformation von Bedürfnissen, Kommunikation und Wahrnehmung bedingt … t t t touch me wird zur haptischen Seherfahrung, die den Verlust analoger Qualitäten im digitalen Zeitalter am Leibe begreifbar macht.“ (Michelle Koch, Diagonale 2020)

Die Collage-Serie I’m Not Here von Carlos Vergara besteht aus handgeschnittenen und übereinandergeschichteten Pigmentdrucken, aus denen die Personen herausgeschnitten wurden. Ausgehend von der Idee, dass wir durch die Löschung von Informationen aus dem Bild ihre Anwesenheit verstärken, befassen sich die Collagen nicht nur mit der Semiotik des Bildes selbst, sondern sie spielen auch auf eine Art existenziellen Zustand an, indem sie versuchen, die Abwesenheit des eigenen Körpers zu materialisieren.