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Ausstellungen

GEFRORENE ZEIT

12. April 2011 – 7. Mai 2011

Robert Bodnar (AT), Michael Michlmayr (AT), Sophie Pölzl (AT), Paul Schneggenburger (DE), Karen Stuke (DE), Michael Wesely (DE)

Eröffnung: Montag, 11. April , 19.00 Uhr
Einleitende Worte: Petra Noll

In den fotografischen Arbeiten der Ausstellung Gefrorene Zeit geht es um die Auseinandersetzung mit der Darstellung von Zeit als Prozess, verdichtet („gefroren“) in einem Bild. Mit oft extremen Langzeitbelichtungen, mit der Camera Obscura oder mit digitalen Montagen rücken die KünstlerInnen die Fotografie ins Filmische und visualisieren, was Zeit ausmacht: Veränderung, Entwicklung und Bewegung. Unzählige Einzelmomente aus realen Situationen wie Architektur, (Stadt)Landschaft oder Theater bzw. aus Beobachtungen von Menschen überlappen sich oder werden nahtlos aneinandergefügt. Daraus resultieren Bilder, die so nie mit dem Auge, sondern nur mit der Kamera entstehen können. Neben den fotografischen Arbeiten werden Videos gezeigt, bei denen durch die Vervielfältigung und Aneinanderfügung der immer gleichen Filmsequenz ebenfalls neue Zeit-Raum-Gefüge entstehen.

Robert Bodnar (Time Scans) richtet seine Kamera für Stunden oder Tage auf ein Motiv, hier in erster Linie Landschaften, und löst in regelmäßigen Abständen mehrere hundert oder tausend Bilder aus. Aus jedem Bild isoliert er digital vertikale Streifen von nur einem Pixel und fügt sie in zeitlicher Reihenfolge aneinander, so dass sie gemeinsam den gesamten Bildausschnitt ergeben. Auf diese Weise wird beispielsweise ein gesamter Tagesverlauf zu einem einzigen Bild verdichtet, wobei jeder Streifen einen anderen Moment des Tages repräsentiert.

Michael Michlmayrs Videos oder besser die bewegten Bilder aus KONTINUUM behandeln – wie seine Fotoarbeiten – Zeit und Raum bzw. die Verdichtung von Zeit und Raum. Alltägliche Szenarien im urbanen Raum werden von derselben Position aus gefilmt und zu „Filmtableaus“ zusammengefügt. Es wird dieselbe Filmsequenz vervielfältigt und aneinandergereiht. Durch synchronisierte und desynchronisierte Filmabläufe entsteht eine neue Raum-Zeit Bühne.

Sophie Pölzl hat in ihrer Serie 20 Minuten Menschen in einem Studio vor eine Lochkamera gestellt, die mit Direktpositiv-Papier bestückt war. Hellem Licht ausgesetzt, durften sich die Porträtierten 20 Minuten nicht bewegen. Sie waren sich selbst überlassen. Diese Situation wurde teils als psychische Anspannung, teils als angenehmer Stillstand empfunden. Jedes Bild trägt sozusagen den Denkprozess bzw. die Empfindungen eines Menschen in 20 sehr intensiven Minuten in sich.

Paul Schneggenburger hält in der Schwarz-Weiß-Serie Der Liebenden Schlaf in Langzeitbelichtungen von sechs Stunden jeweils die Nacht eines gemeinsam schlafenden Paares auf einem Foto fest. Die Zu- und Abwendungen der Schlafenden – die in einem mit Kerzen beleuchteten Zimmer in der Wohnung des Künstlers nächtigen, ohne dass dieser anwesend ist – überlagern bzw. verdichten sich zu einem emotional sehr berührenden, fast tänzerisch-poetischen Bild. Der gemeinsame Schlaf wird als Zustand der Kontrolllosigkeit, aber auch der Hingabe und Vertrauensbekundung visualisiert.

Karen Stuke (Opera Obscura) „will das ‚andere’, das absolute Theaterfoto machen. Das Bild, das alles in sich vereint, die ganze Szene, den ganzen Akt, das ganze Programm. So kam sie fast zwangsläufig zu dem anachronistisch langsamen Instrument, der Camera Obscura, das dies ermöglicht (…). Auf die Inszenierung der Bühne reagiert sie mit der Inszenierung der Kamera, der die Inszenierung des Bildes in bühnenähnlichen Kästen folgt. Ein eigenes Bildsystem entsteht“. (Gottfried Jäger)

Michael Wesely baut analoge Kameras, um zum Teil extreme Langzeitbelichtungen durchführen zu können. Diese ermöglichen es ihm, urbane bzw. architektonische Entwicklungen – wie zum Beispiel in den in der FOTOGALERIE WIEN gezeigten C-Prints Palast der Republik, Berlin (2006–2008) – aber auch biologische Veränderungen in jeweils einem Foto festzuhalten. Weselys künstlerische Arbeit kreist um die Auseinandersetzung mit dem Wesen der Fotografie, um die Visualisierung und Strukturierung von Licht und Zeit. Das Foto als Momentaufnahme wird zugunsten eines von mehreren sich überlagernden, prozesshaft entstandenen Situationen neu definiert.

Petra Noll, im Namen des Kollektivs