Ausgangspunkt der Fotoarbeit Shadow Faces von 1999/2000 von Christine Eisinger sind Gesichter/Gesichtsfragmente aus verschiedenen medialen Bereichen, rezipiert und festgehalten sozusagen im Vorübergehen, bei flüchtiger Betrachtung. Die „Personen“ bleiben unerkannt und namenlos. Shadow Faces sind assoziative Gesichter, die in einen neuen bildsprachlichen Kontext gebracht, der/m BetrachterIn verwandelt und dennoch bekannt erscheinen, sei es durch die Schärfe eines immer wiederkehrenden Blickes oder durch eine vage auftauchende Erinnerung an ehemals Vertrautes. Sie beleuchten den häufigen Wechsel visueller Reize sowie Momente des Verschwindens und Wieder-Auftauchens von unbestimmten, aber gewohnt erscheinenden Bildeindrücken.
Christine Eisinger: „In der Fotoarbeit Shadow Faces beschäftige ich mich wie in hon in früher entstandenen Serien mit der Weiterführung der sogenannten „X.Ü. Bild“ – Idee (X = beliebiges Bildsujet, Ü = Verdichtung, Überdeckung, Mehrschichtigkeit). Ziel der Überlagerung mehrerer Bildschichten ist eine strukturelle Verdichtung der Bildchiffren und daraus folgend die Steigerung der Bildintensität. Die durch die angewandte X.Ü.-Technik eines mehrschichtigen Bildaufbaues entstehende transparente fotografische Oberfläche gibt den Blick auf Dahinterliegendes, Verborgenes frei und schafft so neuen Raum für Phantasie, Variation und Überraschung.
Exprobriate Interiors. Johannes Zits (Arbeiten: 1999/2000, Acryl auf Plakaten und Computerausdrucken): Seit einigen Jahren beschäftigt sich Johannes Zits in seiner Arbeit mit den Themen Liebe und Intimität. Als homosexueller Mann beobachtet er, wie Verhaltenscodes je nach Situation, ob öffentlich oder privat, differieren und stellt dieses Phänomen zur Diskussion. In seinen Werken überprüft er die Natur des Öffentlichen und Privaten in Hinblick auf Intimität, Begehren und Partnerschaft. Es sind Reflektionen über die Art, wie Bilder in Massenmedien konsumiert werden und auch darüber, wie bestimmte Zeichen von gutem oder schlechtem Geschmack zeugen. Als Basis dienen Abbildungen von wunderschönen und exklusiven Interieurs in Wohn- und Life Style Zeitschriften,
wie zum Beispiel „MARTHA STEWART LIVING“. Das Verlockende an solchen Bildern ist, daß sie uns eine Welt voll Schönheit, Sicherheit, Ordnung und Erfolg vorspiegeln. Ein absolutes Tabu in solchen Bildgeschichten sind die Intimitäten des persönlichen Umgangs ihrer Bewohner und die Unordnung und Schlamperei des täglichen Lebens.
Die Szenerien von nackten Männern, die Johannes Zits in diese Interieurs malerisch einfügt, sind einer Bildästhetik verpflichtet wie sie in Gay-Magazinen auf unzähligen Seiten gepflegt wird. Auch diese Bilder wecken eine Sehnsucht nach Schönheit und beflügeln die Phantasie von der Erfüllung geheimer Wünsche.
Das Um- und Neugestalten der Interieurs und die Anordnung der Figuren ist mit einer männlichen homosexuellen Perspektive beschrieben, die das Beziehungsmuster von Voyeurismus und Konsum zur Sprache bringt. Wenn der private Raum und der Geschlechtsakt öffentlich wird, wird das eine zum Schauspiel und das andere zur Pornografie.
Johannes Zits lädt die Betrachter in ein Theater privater Phantasien ein – jenseits aller geschmacklichen Glätte.