Eröffnung: Montag, 10. November, 19.00 Uhr
Ist es nicht so, dass die Wirklichkeit nicht konstruierbar ist, weil Wirklichkeit IST und Konstruktion im besten Fall eine Imitation von Wirklichkeit ist? Nein, erst die Assoziation des Erblickten mit Erinnerungen, Wissen, Erlebtem, die ganz subjektiv im Kopf und im Bauch des Individuums existieren, erzeugen Wirklichkeit. Die ausstellenden Künstlerinnen kreieren eine neue Realität, in der die Vielschichtigkeit und Mehrdimensionalität von Wahrnehmung und Erinnerung sichtbar wird, indem sie die gesellschaftlich etablierte Linearität von Zeit und Raum aufbrechen.
Aimée Blaskovic verarbeitet Polaroidfotos zu mehrschichtigen Objekten. Durch das Kratzen an der Oberfläche einzelner Bilder werden einerseits verschiedene Ebenen sichtbar und andererseits Zwischenräume geschaffen. Die nonverbale Interaktion, das Unsagbare, sowie die Nicht-Linearität von Wahrnehmung und Erinnerung werden in diesen Zwischenräumen versinnbildlicht. Unsere hochalphabetische Kultur ist von einer Eindimensionalität geprägt, die Blaskovic in ihren Objekten aufzubrechen versucht.
„Ich ist ein anderer“ (A. Rimbaud) – Bettina Hoffmann montiert in ihrer Arbeit Affaires Infinies Selbstportraits zu realistischen Szenen oder andersherum: Sie faltet sich auseinander in eine Szenerie verschiedenster, wohl kalkulierter Rollen. Eine seltsame Mischung aus Intimität und Fremdheit durchzieht ihre Fotoszenarien, in denen sie sich selbst gegenübersteht. Hoffmanns Collagen zeigen auch, wie das Medium Fotografie in Kombination mit digitaler Bildbearbeitung unsere Vorstellung von Identität verändern kann. In der Arbeit La soirée wendet sie das gleiche Prinzip an, verwendet hier jedoch Portraits verschiedener Personen. Die befremdliche Stimmung in ihren Bildern setzt sich auch hier fort, jedoch ist nicht mehr apriori sichtbar, wodurch diese entsteht. Der/Die BetrachterIn sieht eine Gruppe von Menschen, die scheinbar miteinander interagiert, spürt jedoch instinktiv, daß jeder und jede für sich alleine ist.
Ruth Neubauer zeigt digitale Konstruktionen von Landschaftsräumen, die durch ein Neu-Zusammensetzen, Verschmelzen und Verschieben unterschiedlichster Landschaftsteile entstehen. Sie erzeugt damit eine neue Art von Raum, die einen viel weiteren Blickwinkel gewährt, als das Auge normalerweise kennt. Neubauer begreift Landschaft, in ihren Arbeiten mit dem Titel It´s so real nicht nur als Lebens- und Wirklichkeitsraum, sondern auch als Wunsch- und Konstruktionsraum, in den die BetrachterInnen Emotionen und Vorstellungen projizieren können.
Elisabeth Wörndl setzt sich in ihrer Arbeit familiar waters – imaginary landscapes mit dem landschaftlichen Kontext ihres Herkunftsorts auseinander. Sie kombiniert Landschaftsfotografien und Flugaufnahmen sowie Aufnahmen von Lebewesen, die im Wasser des Mondsees leben, mit Fotografien von Familienangehörigen, um eine persönliche und allgemeine Geschichte der Erinnerung wiederzugeben. Sie beobachtete die Landschaft über den Zeitraum eines Jahres mit der Kamera, um auch die durch die Jahreszeiten bedingten Veränderungen der Landschaft einzubinden.