Eröffnung: Montag, 29. März, 19.00
Einleitende Worte: Bettina Kattinger
Die Ausstellung WUNDERWELT vereint vier zeitgenössische, internationale, künstlerische Positionen, die in ihren Arbeiten das Phantastische einfangen und damit eigene Welten erschaffen. Dabei spielt die Methode des Konstruierens und Collagierens eine bedeutende Rolle. Durch das Neuzusammensetzen von Fragmenten der Realität und durch die Neuschöpfung mit Hilfe digitaler Technik entstehen Erfahrungsräume, die das Vertraute aus einer ungewohnten Perspektive teils unheimlich, teils verzaubernd erscheinen lassen.
Julie Monacos Arbeiten erinnern an stimmungsvolle Landschaftsbilder, an vertraute Naturdarstellungen. Doch das vermeintlich Natürliche ist eine Illusion. Monacos Bilder zeigen eine künstliche, abstrahierte Realität, die durch mathematische Prozesse digital erzeugt wird. Die Naturdarstellungen basieren nicht auf Bildvorlagen, sondern werden gänzlich durch Computersoftware generiert. Monacos ebenfalls ausgestellte, neuere Serie nimmt direkten Bezug auf die bisherigen Arbeiten, indem sie die Vorgänge, die den früheren zugrunde liegen, bloßlegt, aufdeckt. In ihrer äußeren Erscheinung ist die neue Serie aber nur bedingt mit den früheren Arbeiten verwandt, da sie eine andere Methode, die unter dem Begriff „non-photorealistic rendering“ (npr) zusammengefasst wird, mit- einbezieht. Weiters zeichnen sich die neuen Arbeiten durch malerische und zeichnerische Elemente aus, die mit dem Digitalen verwoben werden.
In Chloe Potters Serie Double Dare scheinen die anonymen Figuren, umgeben von einer Flut von Alltagsgegenständen, in einem undefinierbaren Raum zu schweben – „an exploded diary of life“ (Potter). Die Bilder werden in einem Collage-Verfahren aus konstruierten Installationen und vorgefundenen Umgebungen zusammengestellt. Mit dem Fokus auf dem trügerischen Gegensatz zwischen „natürlich versus künstlich“ spielen die Bilder mit widersprüchlichen Elementen, um phantastische Szenarien zu kreieren. Die Serie thematisiert dabei Entfremdung und räumliche Verschiebung und zeigt das Scheitern des Versuchs, uns und unsere Umgebung zu kontrollieren.
Simona Reischs Installationen Atomare Lurchecke und Staubfänger, die aus Fototeilen zusammengesetzt sind, versuchen die Aufmerksamkeit auf Un-Stellen des Ausstellungsraums zu lenken. Die amorphen Formen aus Körper und Strukturen beklettern die Wände und bringen so Kunst in jene Ecken und Enden der Galerie, in denen sonst Staub liegt. Diese „Wandwucherungen“ geben sich zunächst als Verbindungen aus menschlichen und dekorativen Elementen zu erkennen. Erst bei näherer Betrachtung erschließen sich die teils makaberen Aspekte der Installationen. Reischs neueste, fotografische Arbeiten zeigen kleine Modellkästen, die wie undurchdringbare und unbespielbare Bühnenbilder wirken und ursprünglich als Requisiten für Videos dienen sollten. Da die Videos nie entstanden sind, wurden die Modelle zu den eigentlichen Hauptobjekten, die den BetrachterInnen durch die Fotografien, die größer als die Modelle sind, zugänglich werden.
Magda Tóthovás Installation In the Eye of the Cyclone lässt als utopischer Entwurf einen Wirbelsturm nicht nur als einen Akt der Zerstörung, sondern auch als eine Möglichkeit des Neuanfangs erscheinen. Was als irdische Existenz endet, wird innerhalb des Zyklons zu einer neuen Gesellschaft geformt. Im Inneren des Zyklons, einem Ort der Ruhe, bildet sich so aus den Objekten, die von der Erdoberfläche verschwunden sind, eine neue Ordnung mit neuen Gesetzen. Die ausgestellten „Dokumente“, bestehend aus Zeichnungen, Collagen, Fotografien und Videos, stellen das Davor, die Zerstörung und den Neuanfang im Auge des Zyklons dar.
Bettina Kattinger für das Kollektiv