Einer der Fixpunkte jedes Jahresprogrammes der FOTOGALERIE WIEN ist es, eine Austauschausstellung mit einer ausländischen Fotoinstitution oder Galerie mit ähnlicher Programmatik durchzuführen. Die Arbeit an einer solchen ermöglicht einen intensiveren Informationsaustausch und Dialog zwischen den Galerien sowie die Präsentation neuester Arbeiten der KünstlerInnen der Galerien des jeweiligen Landes im Ausland. Wir freuen uns daher über die Zusammenarbeit mit der MALA GALERIA in Warschau und deren Leiter Marek Grygiel.
Beide Galerien verfolgen eine ähnliche Programmatik: die Präsentation zeitgenössischer und internationaler sowie grenzüberschreitender Fotokunst. Dabei ist es uns wichtig, neben etablierten KünstlerInnen auch eine eher jüngere und unbekanntere Fotoszene zu zeigen.
Die erste Ausstellung findet in der MALA GALERIA in Warschau statt.
Die Auswahl der vier KünstlerInnen, die von der FOTOGALERIE WIEN getroffen wurde, zeigen vier unterschiedliche formale, theoretische und inhaltliche Überlegungen zur künstlerischen Fotografie in Österreich und spiegeln somit das vielseitige und offene Programm der Galerie wider.
Evelyne Egerers Arbeit Frühlingsdoppel agiert mit Raum, Objekt und Fotografie. Sie dokumentiert in ihren Arbeiten physikalische Zustände und stellt gleichzeitig Experimente der Wahrnehmung mit unterschiedlichen Dingen an. Da für sie „Dinge“ eine Seele haben, versucht sie in ihren Arbeiten diesen Stellenwerte zu geben, „Dingen“ Plätze zuzuordnen, „Dinge“ in Spannung zu versetzen.
Thomas Freilers Arbeit Klein Paris zeigt Fotografien von Miniaturplastiken berühmter Pariser Baudenkmäler aus dem Souvenirshop. Wie Fotos von einer Reise sind diese Abgüsse Verweis auf ein „Dort-Gewesen-Sein“ und Ausgangspunkt von Erinnerungen. Zum Gegenstand eines Fotos gemacht, werden sie selbst, die ein reales Bauwerk imaginieren, zur Imagination.
Robert F. Hammerstiel setzt sich in seiner Arbeit Interieur mit der Präsentation von Alltagsgegenständen beziehungsweise mit deren auf sie verweisenden Verpackungen auseinander. Diese als „prospektive Archäologie“ zu bezeichnende Werkgruppe zeigt uns bloß noch die rudimentären Versatzstücke einer auf Äußerlichkeit und Massenproduktion ausgerichteten Zivilisation.
Auch liegt die Relevanz seiner Arbeiten im visuellen Wechselspiel zwischen der An- und Abwesenheit der Dinge, zwischen Realem und Assoziativem sowie zwischen dem Bild allgemein und dessen Verhältnis zur Realität.
Wolfgang Raffesbergs Arbeit On Information V – A Collection of Men Walking, Striding und Running ist ein Teil der Werkgruppe On Information, einer Reihe von künstlerischen Untersuchungen zu medientheoretischen und philosophischen Fragen des Begriffs „Information“. Die Arbeiten sind Überlagerungen zweier Bildfragmente: zum einen von einer unbedruckten Stelle einer Zeitungsseite und zum anderen von Fernsehbildern aus dem redaktionellen Teil internationaler Nachrichtensender von gehenden, schreitenden und laufenden Menschen. Die Entstehung dieser Bildfragmente basiert ausschließlich auf fotografischen Verfahren, in denen es aber nicht um die Abbildung, Konservierung und Repräsentation von Wirklichkeit geht, sondern zum handwerklichen Zitat der Erzeugung medialer Wirklichkeiten wird. (Susanne Gamauf)